Pioniere des Wandels

Isabel Seeber

Pionierin für soziales Miteinander

„Wunscherfüllerin“, so lässt sich das soziale Engagement von Isabell Seeber am besten beschreiben.

Besonders die Coronapandemie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, gesellschaftlich wieder mehr zusammenzurücken und einander zu helfen. Isabel Seeber leistet hier einen ganz besonderen Beitrag. Mit ihrem sozialen Projekt hat die Initiatorin des Wunschbaum Dachau seit 2013 bereits über 3.500 Wünsche erfüllt, die vor allem Kindern aus armen Familien, bedürftigen Rentnern, Kranken, Asylsuchenden oder in Not geratenen Menschen zugute kommen.

Und das schöne daran ist: jeder von uns kann dabei mithelfen!

 

Am 19.11.2022 startet die diesjährige Wunschbaum-Aktion.

 

 

 

Frau Seeber, was macht Sie zur Pionierin im Dachauer Land?

Im Jahr 2013 kam eine Kundin in unser Ladengeschäft und hat mir im Gespräch von der Idee des Wunschbaums berichtet. Ich war sofort davon überzeugt, und wollte auch in Dachau einen Wunschbaum aufstellen. Bei meinem Wunsch zu helfen habe ich aber schnell gemerkt wie blauäugig ich war, denn ich musste zunächst einmal eruieren, wer ist denn überhaupt bedürftig. Viele Leute reden ja nicht über ihre Probleme und Schicksalschläge oder dass sie in armen Lebensverhältnissen leben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinerlei Berührungspunkte damit und wusste zunächst nicht, wo ich ansetzen muss. Deshalb habe ich Vereine wie die Caritas und das Franziskuswerk Schönbrunn um Unterstützung gegebeten, um den Kontakt zu den Bedürftigen herzustellen. Ich habe schnell erkannt, dass mein Anliegen unbedingt durch professionelle Organisationen unterstützt werden muss, damit es nicht durch Trittbrettfahrer ausgenutzt wird und die Geschenke auch bei den Hilfsbedüftigen ankommen. Diese Lehrschleife musste leider auch ich drehen. Anfangs sind wir sogar noch selbst in die Sozialwohnungen und Asylwohnungen gegangen, um die Geschenke zu verteilen. Mit dem Eintauchen in diese Helferwelt habe ich aber viele gute Kontakte gewonnen, die ein tolles Helfernetz in der Region geschaffen haben.

 

 

Was hat Sie zum Handeln motiviert?

Hilfsbedürftigkeit hat viele Gesichter. Viele Teile unserer Gesellschaft leben in Einsamkeit oder Armut und wir bekommen es nicht immer direkt mit. Mit dem Wunschbaum habe ich die Möglichkeit geschaffen, eine Verbindung zwischen diesen zwei Welten zu schaffen, indem man den Hilfsbedürftigen eine Stimme gibt und ihnen mit einer einfachen Geste Hilfe zukommen lässt. Aus anfänglicher Überzeugung ist nun eine totale Herzensangelegenheit geworden. Es kostet jedes Jahr aufs Neue viel Kraft und Aufwand, um die Aktion und die ganze Logistik dahinter durchzuführen. Ohne die Hilfe, die ich durch diverse Vereine aus der Region bekomme, wäre dies überhaupt nicht zu stemmen. Aber jeder der mitmacht ist am Ende des Tages begeistert und überzeugt.

Während meiner nun zehnjährigen Erfahrung mit dem Wunschbaum ist aber ein Thema sehr wichtig für mich geworden, nämlich der Umgang und das Verständnis für die Asylsuchenden in unserer Region. Hier musste ich leider auch viel Gegenwind und zum Teil auch Androhungen aushalten. Ich habe den offenen Hass und die Ablehnung Einzelner gegenüber der Asylthematik selbst zu spüren bekommen. Trotz dieser Gegenstimmen habe ich aber immer versucht eine Brücke zu schlagen und zu erklären, was die Leute in unser Land gebracht hat und welche schlimmen Schicksalsschläge sie durchlebt haben. Das sind Erfahrungen, die wir uns im Wohlstandsland Deutschland teilweise überhaupt nicht vorstellen können! „Fremde“ gibt es überall, ob im eigenen Haus, im Betrieb oder auf der Straße. Es ist aber wichtig diese Menschen zu integrieren. Und das gelingt, wenn man einfach auch mal mit Ihnen spricht. Und das zu tun ist nicht schwer!

 

 

    

Was geben Sie den Menschen aus dem Dachauer Land mit?

Einfach machen! Wenn man etwas machen will und den inneren Drang hat zu helfen, dann kann doch daraus nichts Schlechtes werden, oder? Es gibt so viele Möglichkeiten zu helfen, ob bei Nachbarschaftshilfen oder caritativen Vereinen. Man muss sich dem einfach nur annehmen.

Wenn vorbeigehende Passanten vor dem Wunschbaum stehen und die Wunschzettel lesen, dann bekomme ich natürlich teilweise die Gespräche mit und die Urteile, die manche Menschen über diese Wünsche fällen. Dann suche ich aktiv das Gespräch und versuche aufzuklären, wer hinter „Abdul“, „Rosa“ oder „Emil“ steckt. Anhand der Wünsche an diesem Wunschbaum können wir gut feststellen, was für diese Menschen teilweise als unerreichbar gilt. Ob ein Friseurbesuch oder sogar warme Hausschuhe! Und wenn man den Passanten das dann erklärt, die dann ins Nachdenken kommen und die Hintergründe dieser Wünsche einmal verstehen und am Ende sogar positiv überzeugt werden können, in dem sie einen Wunschzettel vom Baum nehmen und erfüllen, dann ist alles richtig gelaufen. Und genau diese kritischen Personen sind wichtig an dem Wunschbaum, denn es zeigt mir, dass Miteinander sprechen und Aufklärung in unserer Gesellschaft noch etwas bewirken können.

Meine Botschaft an meine Mitbürger*innen im Dachauer Land lautet somit: Jeder der helfen kann und das will, der kann das ganz sicher auch tun! Einen Ableger des Wunschbaums teile ich sehr gerne. Erste Ableger finden sich bereits in Dachau-Ost und in den Gemeinden Ober- und Unterschleißheim. Davon brauchen wir mehr!

 

 

Meine Vision: Im Jahr 2030 ist das Dachauer Land für mich eine Region in der…

… mehr Miteinander in unserer Gesellschaft ist – egal ob Jung oder Alt, ob arm oder reich, krank oder gesund, Deutscher oder Ausländer, Christ oder Muslim. Miteinander sprechen, miteinander leben! Es braucht nur einen ersten Schritt dazu.

 

 

Wir danken Isabel Seeber für ihren Einsatz und ihr soziales Engagement!

 

 

Kontakt

Isabel Seeber

E-Mail: Isabel.seeber@candisserie.de 

 

Lesen Sie mehr über den Wunschbaum Dachau